Kaiser Barbarossa

Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friederich,
Im unterird’schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.
 
Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,

Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht. 
Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er hat, im Schloß verborgen,
Zum Schlaf sich hingesetzt.
Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug‘ halb offen zwinkt,

Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt. 
Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit
Und wird einst wiederkommen

Mit ihr zu seiner Zeit.
Er spricht im Schlaf zum Knaben:
„Geh hin vors Schloß, o Zwerg,

Und sieh, ob noch die Raben
Herfliegen um den Berg!
Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sitzt;
Der Tisch ist marmelsteinern,

Worauf sein Haupt er stützt.
Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,

So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr“

 Friedrich Rückert

Friedrich I. Barbarossa

Friedrich I., auch bekannt als Friedrich „Rotbart“ Barbarossa ist eine überaus bedeutende historische Persönlichkeit, über die man leider viel zu wenig weiß. Und wie so oft geht mit dieser Tatsache einher, dass sich darob viele Legenden um diesen großen Herrscher ranken, deren Existenz eine gewisse Spannung aufbauen und Neugierde wecken. Nicht immer sind Geschichte und Geschichten so interessant.

Es soll uns hier einmal nicht vorrangig um die unstrittigen Erfolge des Kaisers gehen, sondern wir wollen uns zunächst ein Bild von ihm machen. Durchaus wörtlich gemeint, hören wir uns einmal an, wie seine Zeitgenossen der Lodeser Histograph Acerbus Morena und der Sekretär des Babenberger Bischoffs Otto von Freising Rahewin sein Äußeres beschreiben:

„Der Kaiser entstammte einem sehr vornehmen Geschlecht; er war mittelgroß, von schöner Gestalt und besaß wohlgestaltete Glieder; sein helles Angesicht war von rötlicher Farbe, sein Haar fast blond und gekräuselt; sein Antlitz war heiter, und immer schien er lächeln zu wollen; seine Zähne waren weiß, seine Hände sehr schön, sein Mund anmutig.“

„Seine leibliche Gestalt ist wohl gebaut, von Statur ist er kleiner als die Größten und größer als die Mittelgroßen, sein Haar ist blond und oben an der Stirn etwas gekräuselt, die Ohren werden kaum durch darüber fallende Haare verdeckt, da der Barbier aus Rücksicht auf die Würde des Reichs das Haupthaar und den Backenbart durch dauerndes Nachschneiden kürzt. Seine Augen sind scharf und durchdringend, die Nase ist schön, der Bart rötlich, die Lippen sind schmal und heiter. Die in schöner Ordnung stehende Reihe der Zähne zeigt schneeige Weiße. An der Kehle und am nicht fetten, aber ziemlich kräftigen Hals ist die Haut milchigweiß und manchmal von jugendlicher Röte übergossen; diese Färbung aber ruft meist nicht der Zorn hervor, sondern das Schamgefühl. Die Schenkel ruhen auf starken Waden, sind ansehnlich und durchaus männlich. Sein Gang ist fest und gleichmäßig, seine Stimme hell und die ganze Körperhaltung männlich. Durch diese Leibesgestalt gewinnt er sowohl im Stehen wie im Sitzen höchste Würde und Autorität. Seine Gesundheit ist gut, nur mitunter durch eintägiges Fieber getrübt.“

Doch von besonderem Interesse ist natürlich der Charakter, das Naturell des legendären Barbarossas. Hiervon künden uns die genannten Gelehrten, auch wenn es ab und an den Anschien haben mag, dass diese sich teilweise an antiken und karolingerzeitlichen Vorlagen orientierten:

„Er war … äußerst kriegerisch, zögernd im Zorn, kühn und unerschrocken, geschwind und beredt; freigiebig, aber nicht verschwenderisch, behutsam und vorausschauend im Rat, von schneller Auffassungsgabe und sehr weise; gegenüber Freunden und Guten liebenswürdig und gütig, schrecklich gegenüber Bösen und unerbittlich; er verehrte die Gerechtigkeit und liebte die Gesetze, fürchtete Gott und war bereit zu Almosen; vom Glück äußerst begünstigt, von fast allen geliebt, und in ihm irrte die Natur der Dinge nicht von ihrem Wesen ab, außer dass sie ihn sterblich geschaffen hatte, und seit weit zurückliegenden Zeiten war ihm kein Kaiser zu vergleichen.“

„Der göttliche Kaiser Friedrich zeichnet sich, wie ein Schriftsteller von Theoderich sagt, durch seinen Charakter wie durch sein Äußeres aus, dass er wert ist, auch von denen gekannt zu werden, die ihn nur selten im vertrauten Umgang zu sehen bekommen; … Sein Charakter ist derart; dass dessen Lob nichts, nicht einmal der Neid auf seine Herrscherstellung beeinträchtigen kann. … Er liebt Kriege, aber nur, um dadurch den Frieden zu gewinnen, er ist persönlich tapfer, im Rat außerordentlich überlegen, Bittenden gegenüber nachgiebig und mild gegen die zu Gnaden Angenommenen.“

Rahewin gibt uns des Weiteren darüber hinaus deutliche Hinweise über den Tagesablauf Barbarossas, indem er zwar wieder in recht einseitiger Verherrlichung, aber doch detailreichen, lebensnahen Schilderungen ein plastisches Bild des staufischen Monarchen vermitteln kann:

„Über seine alltägliche Tätigkeit außerhalb des Hauses ist folgendes zu sagen: er besucht entweder allein oder mit ganz geringem Gefolge in aller Frühe das gemeinsame Gebet in den Basiliken oder seiner Priester … Dem Gottesdienst erweist er so große Verehrung, dass er jede Stunde, da man vor Gott selbst betet, durch angemessenes Schweigen ehrt und dass währenddessen niemand wagt, ihn mit irgendeinem Geschäft zu behelligen. Wenn er nach Beendigung der Andacht und der Masse mit den göttlichen Reliquien gesegnet worden ist, widmet er den übrigen Morgen den Regierungsgeschäften. Wenn er die Jagd ausübt, steht er keinem darin nach, Rosse, Hunde, Falken und ähnliche Vögel abzurichten, zu prüfen und anzuwenden. Auf der Pirsch spannt er selbst den Bogen, … Bestimme, was er treffen soll: was du bestimmst, trifft er. Beim Gastmahl herrscht folgender Brauch: königliche Fülle, doch so, dass sich weder die Mäßigkeit über Völlerei noch der Hunger über Knausrigkeit beklagen kann. Beim Spielen legt er den königlichen Ernst ein wenig ab, und sein Temperament ist so, dass seine Herablassung nicht bedrohlich, seine Strenge nicht blutgierig ist. Seinen Hausgenossen droht er nicht, wenn er sie anredet, noch verachtet er ihren Rat, noch zeigt er sich bei der Aufspürung von Verbrechen verfolgungssüchtig. Die Schriften und die Taten der alten Könige durchforscht er eifrig. Almosen im Dienst der Armen verteilt er meist eigenhändig, ein Zehntel seiner Einnahmen spendet er gläubig Kirchen und Klöstern. In seiner Muttersprache ist er sehr redegewandt, Lateinisch aber kann er besser verstehen als sprechen. Er kleidet sich nach heimischer Weise, nicht verschwenderisch oder herausfordernd, aber auch nicht gewöhnlich, … Obwohl er in der Erweiterung des Reiches und der Unterwerfung von Völkern so Großes leistet und sich ständig den erwähnten Beschäftigungen widmet, hat er doch an verschiedenen Orten zahlreiche zur Verschönerung und zum Vorteil des Reiches dienende Bauten begonnen, einige auch vollendet und den größten Teil seiner Fürsorge der Betätigung seiner Frömmigkeit gewidmet.“

Solcherart staufischer Hofhistoriographie steht gegenüber, dass Friedrich der I. im Laufe seiner Regierungszeit durchaus Entscheidungen getroffen hat, denen strenge, teilweise grausame Ziele zugrunde lagen. So kennzeichnet etwa das überaus harte Vorgehen gegen die aufständischen Reichsuntertanen in den italienischen Städtekämpfen Barbarossa klar als Mann seiner Zeit und als Herrscher, der gezwungen war, mit der gleichen Rigorosität wie seine Widersacher aufzutreten.

Wie jedoch geriet der Spross der in ihrer Bedeutsamkeit noch sehr jungen Stauferfamilie und erklärte Welfenfreund Friedrich zuerst zum Königsthron und dann zur Kaiserwürde?

Friedrich der I. (1123-1190) war Römischer König und Kaiser (1152 bzw. 1155-1190), und als Friedrich III. Herzog von Schwaben (1147-1152). Friedrich wurde wahrscheinlich in Waiblingen als Sohn des staufischen Herzogs Friedrich II. von Schwaben und der Welfin Judith geboren. Sein Onkel, König Konrad III., gab Friedrich den Vorzug vor dem eigenen, noch minderjährigen Sohn und designierte ihn zum Nachfolger. Nach Konrads Tod 1152 wählten die Fürsten einstimmig Friedrich zum König. Friedrich sah das König- bzw. Kaisertum als unmittelbare Gabe Gottes an sowie als Verpflichtung, Macht und Ansehen des Reiches wieder herzustellen und die Stellung des Kaisers im Reich zu festigen. Friedrich gelang es, die von den Fürsten auf Grund seiner staufisch-welfischen Herkunft in ihn gesetzten Hoffnungen auf eine Beendigung des Konflikts zwischen Staufern und Welfen, der seit der Königswahl Lothars II. 1125 andauerte, zu erfüllen:

Noch im Jahr seiner Wahl verkündete er auf dem Würzburger Reichstag einen Landfrieden und erreichte einen ersten Ausgleich zwischen dem Welfen Heinrich dem Löwen, dem Herzog von Sachsen, und dem Markgrafen von Brandenburg, Albrecht dem Bär. 1154 legte er den staufisch-welfischen Konflikt vorläufig bei, indem er Heinrich dem Löwen zusätzlich zum Herzogtum Sachsen noch das Herzogtum Bayern verlieh. Die daraus entstandene welfisch-babenbergischen Auseinandersetzung um Bayern löste er 1156 durch das Privilegium minus, in dem die Babenberger auf ihre Ansprüche auf Bayern verzichteten; im Gegenzug wurde ihre Markgrafschaft Österreich zum Herzogtum erhoben und mit Privilegien ausgestattet.

Zweites wichtiges Ziel Friedrichs neben der Wiederherstellung des Friedens und der Stärkung der Königsmacht in Deutschland war die Durchsetzung des Kaisertums in Reichsitalien. 1153 einigte er sich mit Papst Eugen III. im Konstanzer Vertrag auf eine gemeinsame Politik gegen Byzantiner und Normannen in Italien. 1154 unternahm Friedrich seinen ersten Italienzug, und 1155 krönte ihn Eugens Nachfolger, Papst Hadrian IV., zum Kaiser. Wenig später kam es zum Bruch mit dem Papsttum: Papst Hadrian gab dem Kaiser zu verstehen, dass das Reich ein Lehen der römischen Kirche sei; auf dem Reichstag zu Besançon 1157 aber weigerte sich Friedrich, das Reich als päpstliches Lehen anzuerkennen, und verteidigte die Gleichrangigkeit von Kaiser und Papst. Als Manifestation dieser Gleichrangigkeit tauchte jetzt auch erstmals der Begriff Sacrum Imperium, „Heiliges Reich“, auf. Der Papst suchte daraufhin Unterstützung bei den Normannen.

1158 zog sich Friedrich auch noch die Gegnerschaft der lombardischen Städte zu, als er mit Hilfe der Ronkalischen Beschlüsse, die angeblich auf alte kaiserliche Rechte zurückgriffen, die Reichshoheit in Italien wieder herstellen wollte: Die Städte sollten all seine kaiserlichen Rechte anerkennen, einschließlich des Rechtes auf Ernennung der kaiserlichen Amtsträger, der Podestas. Gegen diese Beschneidung ihrer Autonomie setzten sich Städte wie Mailand, Piacenza, Brescia und Cremona zur Wehr; unterstützt wurden sie vom Papsttum. Zwischen 1158 und 1168 unternahm Friedrich drei Italienzüge (1158, 1163, 1166-1168), nicht nur gegen die lombardischen Städte, sondern auch, um das Schisma zwischen Papst Alexander III., einem Gegner Friedrichs, und verschiedenen von Friedrich eingesetzten Gegenpäpsten zu beenden. 1158 eroberte Friedrich Mailand, unterwarf die Stadt und ihre Verbündeten, ließ die Stadt 1162 nach einem Aufstand völlig zerstören und setzte seine kaiserliche Oberhoheit durch. 1166/67 eroberte Friedrich ganz Norditalien und Rom; aber eine plötzlich in seinem Heer ausbrechende Malariaseuche zwang ihn unter großen Verlusten zum überstürzten Rückzug, noch bevor er seine Oberhoheit in Italien vollständig wieder hatte herstellen können.

Auf Grund von Friedrichs Rückschlag schlossen sich 1167 die oberitalienischen Städte Mailand, Parma, Padua, Verona, Piacenza, Bologna, Cremona, Mantua, Bergamo und Brescia zum Lombardenbund zusammen; der Bund nahm Partei für Papst Alexander und gegen Friedrich I. und die Ronkalischen Beschlüsse. In den folgenden Jahren baute der Bund seine militärische Stärke aus, hob Mailand wieder aus den Ruinen, errichtete die Festungsstadt Alexandria und gab sich ein föderalistisches Verwaltungssystem. Friedrichs nächster Zug nach Italien (1174-1176) begann mit Erfolgen und endete mit der Niederlage bei Legnano gegen den Lombardenbund. Das Aufeinandertreffen der beiden Heere, des kaiserlichen und des lombardischen, war in militärhistorischer Hinsicht bedeutsam, da zum ersten Mal in einer großen Schlacht Fußtruppen über ein Ritterheer triumphierten. Zwar nicht entscheidend geschlagen, war Friedrich jetzt aber doch zu Verhandlungen bereit und schloss 1177 mit Papst Alexander III. in Venedig einen Sonderfrieden. 1183 kam es schließlich im Frieden von Konstanz auch zu einer Einigung mit dem Lombardenbund: Friedrich musste die Ronkalischen Beschlüsse zurücknehmen, die Städte verblieben jedoch formell im Lehensverband des Reiches.

In Italien war Friedrichs Kaisertum seit Legnano entscheidend geschwächt; im Norden dagegen hatte Friedrich seine Macht konsolidieren können: Er brachte Polen unter die Lehenshoheit des Reiches und erhob Böhmen zu einem Königreich. Er baute zielstrebig die staufische Hausmacht aus und suchte die Königsmacht u. a. durch Städtegründungen zu festigen; in der Verwaltung stützte er sich in erster Linie auf die Ministerialen. Außerdem ließ er sich 1178 zum König von Burgund krönen, nachdem er bereits 1156 Beatrix, die Erbin der Pfalzgrafschaft Burgund, geheiratet hatte. 1178 bis 1181 enthob er Heinrich den Löwen, der ihm zu mächtig geworden war, ihm außerdem auf dem Italienzug von 1176 die Unterstützung verweigert und damit zu seiner Niederlage von Legnano beigetragen hatte, in zwei lehnsrechtlichen Prozessen all seiner Lehen und beschränkte ihn auf sein braunschweigisches Hausgut.

1184 ließ Friedrich seinen Sohn als Heinrich VI. zum König wählen, machte ihn zum Mitregenten und verheiratete ihn mit Konstanze, der Erbin von Sizilien. 1189 brach Friedrich zum Kreuzzug nach Kleinasien auf. Nach zwei großen Siegen über die Muslime bei Philomelion (heute Aksehir) und Ikonion (heute Konya) ertrank Friedrich am 10. Juni 1190 beim Baden im Fluss Saleph (heute Göksu in der Türkei). Friedrich I. war neben Karl dem Großen der volkstümlichste Kaiser des deutschen Mittelalters; bereits seine Zeitgenossen sahen in ihm den Erneuerer des Reiches und die Verkörperung der ritterlichen Ideale. Die Kyffhäusersage – die Sage um den in den Berg entrückten Kaiser, der eines Tage wieder aufwachen und die alte Kaiserherrlichkeit wieder herstellen wird – war ursprünglich um Kaiser Friedrich II. entstanden und wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Volksbuch von Friedrich Barbarossa auf Friedrich I. übertragen.

Heinrich der Löwe (um 1129 bis 1195), Herzog von Sachsen (1142-1180) und von Bayern (1156-1180), wurde zum Gegner des staufischen Kaisers Friedrich Barbarossa. Heinrich wurde als einziger Sohn des Welfen Herzog Heinrichs des Stolzen von Bayern und Sachsen vermutlich in Ravensburg geboren. 1139 waren Heinrich dem Stolzen seine beiden Herzogtümer aberkannt worden. 1142 wurde Heinrich der Löwe wieder in das Herzogtum Sachsen eingesetzt, blieb aber trotzdem in Opposition zum Königtum und konzentrierte sich zunächst auf den Ausbau seiner Hausmacht in Sachsen. 1147 forderte er vor dem Reichstag zu Frankfurt auch das Herzogtum Bayern zurück. Es wurde ihm verwehrt, woraufhin Heinrich erfolglos den Kampf gegen Kaiser Konrad III. aufnahm. Nach Konrads Tod 1152 belehnte dessen Nachfolger Friedrich Barbarossa 1154 Heinrich den Löwen, seinen Vetter, auch mit dem Herzogtum Bayern (allerdings ohne Österreich, das im Privilegium minus als eigenes Herzogtum für den Babenberger Heinrich II. Jasomirgott ausgegliedert worden war) und leitete so den staufisch-welfischen Ausgleich ein. Zwischen 1157 und 1159 unterstützte Heinrich den Kaiser auf dessen Feldzügen in Polen und Italien; ansonsten kümmerte er sich primär um Ausbau und Stärkung der welfischen Hausmacht, und zwar vor allem in Sachsen: 1158 gründete er Lübeck; durch diese Stadtgründung sowie durch Verträge mit Schweden, Gotland und Nowgorod förderte er den deutschen Ostseehandel entscheidend. Er baute Braunschweig zu seiner Residenz aus, unterwarf die slawischen Abodriten östlich der Elbe, eroberte Rügen und siedelte in den eroberten Gebieten planmäßig Deutsche an. In Bayern gründete er 1158 den Markt München.

Mit seiner expansiven Territorialpolitik, vor allem im Norden, schuf sich Heinrich zahlreiche Feinde unter den Reichsfürsten; mit kaiserlicher Hilfe konnte er sich jedoch 1168 gegen die Fürstenopposition durchsetzen. Ebenfalls 1168 heiratete er Mathilde, die Tochter König Heinrichs II. von England. 1172/73 unternahm er einen Kreuzzug nach Jerusalem. Auf dem Höhepunkt seiner Macht verweigerte Heinrich dem Kaiser bei dessen Italienzug gegen den Lombardenbund 1176 die notwendige Unterstützung. Zurück aus Italien nahm Friedrich Barbarossa in Heinrichs Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern Partei gegen den Herzog; er lud ihn mehrmals nach Landrecht vor Gericht und verhängte 1179, nachdem Heinrich den Vorladungen nicht Folge geleistet hatte, die Reichsacht über den Herzog; 1180 entzog er ihm nach einem lehnsrechtlichen Verfahren die beiden Herzogtümer und eröffnete den Reichskrieg gegen den abgesetzten Herzog. Die beiden eingezogenen Herzogtümer vergab Friedrich neu: Bayern an Otto von Wittelsbach, das östliche Sachsen an die Askanier und das westliche als Herzogtum Westfalen an den Erzbischof von Köln. 1181 gab sich Heinrich geschlagen und ging nach England in die Verbannung. 1189 kehrte Heinrich nach Deutschland zurück und nahm ohne Erfolg den Kampf um den welfischen Besitz wieder auf. 1194 schloss er mit Friedrichs Nachfolger Heinrich VI. Frieden. Heinrich starb am 6. August 1195 in Braunschweig.

Viele Legenden ranken sich um den Kaiser Barbarossa. Sein ungleich langer Bart diente als Vorbild für die „Roten Spitzen“ des Bergklosters in Altenburg. Irgendwo im Gemäuer des Klosters sei der goldene Panzer des Kaisers vergraben. Dies sind zwei Altenburger Sagen um den legendenumwobenen Kaiser mit dem roten Bart.

Vermutlich 1122 wird Friedrich I. Barbarossa als Sohn des 2. Herzogs von Schwaben, Friedrich II., mit dem Beinamen „Einaug“, und dessen Gemahlin Judith von Bayern, geboren. Über die Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Bereits als junger Mann nahm er an Kreuzzügen seines Onkels König Konrad III. teil. Drei Wochen nach dem Tod König Konrads III. wurde Barbarossa zum deutschen König gekrönt. Mit ihm besteigt nach Konrad III. der zweite Herrscher aus dem Hause Hohenstaufen den deutschen Königsthron. Am 18. 06. 1155 wird der deutsche König Friedrich I. Barbarossa von Papst Hadrian IV. zum Kaiser gekrönt.

Im Jahre 1165 ist ehemals der Aufenthalt Friedrichs I. Barbarossa in Altenburg auf der hiesigen Kaiserpfalz belegbar. Am 26. 02. 1165 urkundet der Kaiser in der Altenburger Pfalz. Der Aufenthalt kann nicht von langer Dauer gewesen sein, denn bereits am 18. März 1165 ist seine Anwesenheit in Zeitz bezeugt. Der zweite Aufenthalt Kaiser Friedrichs I. Barbarossa fällt auf den 21. 07. 1172.

Das politische Fiasko in Italien in dieser Zeit veranlasst den Kaiser, seine Machtposition im Reich durch den Ausbau eigener Besitzungen und die Sicherheit des Reichsgutes zu festigen. Das Reichsgut Pleißenland mit dem Zentrum Burg und Pfalz Altenburg wird somit Bestandteil wichtiger Reichspolitik. Barbarossa wendet sich in verstärktem Maße der Entwicklung von Städten zu und fördert damit den Übergang von der Natural- zur Geldwirtschaft. Die Altenburger Aufenthalte von 1165 und 1172 sind unter diesem Gesichtspunkt zu betrachten, wobei der letztere Besuch mit Sicherheit in jene Phase fällt, in der aus dem Marktflecken um den Brühl herum die planmäßig erweiterte Reichsstadt Altenburg entsteht.

Im Sommer 1178 wird Barbarossa zum König von Burgund gekrönt. Im Oktober 1178 trifft Barbarossa wieder in Deutschland ein. Über vier Jahre bestimmten Auseinandersetzungen mit Heinrich dem Löwen die politische Entwicklung im Land. Dazu parallel verlaufen Anstrengungen, den kaiserlichen Besitz und damit seine Machtposition zu festigen und auszubauen. Um 1180 erstreckt sich das unmittelbare kaiserliche Einflussgebiet vom Elsaß und dem Bereich um den Bodensee bis nach Nordböhmen, dem Pleißenland und Thüringen. Besonders auffällig ist, dass Altenburg gerade in dieser Zeit besonders häufig, gemessen an bisherigen Aufenthalten, von Friedrich I. Barbarossa besucht wird. 1180 lässt sich durch Urkunden ein Aufenthalt von über einem Monat belegen. Im November 1181 dient die Altenburger Pfalz, im Zusammenhang mit dem Reichstag in Erfurt, dem Kaiser abermals als Aufenthaltsort. Am 25.01.1183 urkundet der fünfte Besuch des Kaisers in Altenburg, vier Tage später in Pegau. Barbarossa weilte am 29. 09. 1188 auf der Altenburger Pfalz. Vier Jahre später wird der heutige Markt der Stadt erstmalig als „novum forum“ erwähnt. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der kaiserlichen Aufenthalte und der raschen Stadtentwicklung ist deutlich erkennbar.

Während seiner Bestrebungen, im Landesinnern Ordnung zu schaffen, besucht der Kaiser am 15.05.1189 das letzte Mal die Altenburger Pfalz. Die intensive Förderung des Stadtentstehungs-Prozesses in Altenburg verrät die wirtschaftliche und politische Weitsicht Barbarossas. Die „Roten Spitzen“, die Anlage des neuen Marktes, die Ausformung einer Bürgergemeinde und letztendlich die Schaffung einer Stadtverfassung zeugen vom Einfluss des staufischen Kaisers – einer der herausragenden Herrscherpersönlichkeiten der deutschen Geschichte – auf die Stadt Altenburg.

Die Entwicklung Kaiserslauterns zur Stadt wurde durch den Staufer Friedrich I. entscheidend gefördert.

Zur Barbarossa-Sage …

Berichte ich hier, außerdem erfahren Sie viel zur Geschichte und über das Umfeld von Kaiser Barbarossa und dem Kyffhäuser. Der alte Kaiser Friedrich I. Barbarossa ist durch einen geheimnisvollen Zauber in ein unterirdisches Schloß des Kyffhäuserberges versetzt worden. Dort sitzt er schlafend auf einem Stuhl von Elfenbein an einem großen, runden Tisch aus Marmorstein, den Kopf in die Hände gestützt. Sein roter Bart leuchtet wie Feuersglut und ist durch den Tisch hindurch bis auf die Füße, ja sogar fast um den ganzen Tisch gewachsen.

Alle hundert Jahre erwacht der Kaiser aus seinem tiefen Schlaf, bewegt sein Haupt und blinzelt mit den Augen. So winkt er dem treuen Zwerg Alberich zu, bittet ihn hinaufzugehen und nachzuschauen, ob die Raben noch um den Berg fliegen und krächzen. Ist dies der Fall, wird der Kaiser traurig und murmelt in seinen Bart, daß er noch hundert Jahre würde warten müssen, um zur Welt zurückzukehren, um Frieden und Einheit zu stiften. So schließt er seufzend die Augen und schläft abermals hundert Jahre. Erst wenn der Bart ganz um den runden Marmortisch gewachsen ist, wird das Warten ein Ende haben, wird sich ein stolzer Adler in die Lüfte emporschwingen und die Raben vertreiben. Dann erwacht der Kaiser mit seinen gleichfalls verzauberten Getreuen, steigt zur Welt in seine Kaiserpfalz hinauf und wird allenthalben Ordnung schaffen.

Vor 100 Jahren charakterisierten die Geschichtsschreiber Barbarossa wie folgt:

Er war ein Mann von mittlerer Größe und wohlgebaut, mit blondem Haar, weißer Haut und rotem Bart.

Er war ein edler, tapferer, freigiebiger, im Glück und Unglück gleich standhafter Fürst, fest auf dem verharrend, was er für sein Recht und seine Pflicht hielt.

Friedrich besaß ein bewundernswertes Gedächtnis und für seine Zeit ungewöhnliche Kenntnisse.

Er schützte die Gelehrten, besonders die Geschichtsschreiber.

Die wahre Geschichte…

Kaiser Friedrich I. stammt aus der Familie der Staufer (oder Hohenstaufer) und war einer der mächtigsten und einflußreichsten Herrscher im damaligen deutschen Reich, dem Heiligen römischen Reich deutscher Nation.

Hohenstaufen ist der Name eines deutschen Adelsgeschlechtes, das von 1138 bis 1254 den deutschen Kaiserthron besaß. Der Name leitet sich von dem 682 m hohen Berg Hohenstaufen im würtembergischen Donaukreis, nahe Göppingen ab. Auf diesem Berg erbaute Friedrich von Büren, der erste beglaubigte Ahnherr dieses Geschlechts, eine Burg, die (spätere) Stammburg des Kaiserhauses der Hohenstaufen.

Machen Sie sich bekannt mit dem Geschlecht der Hohenstaufen und werfen Sie einen Blick in die Ahnengalerie:

  1. Sohn: Friedrich von Büren
  2. Sohn: Friedrich I. – Herzog von Schwaben
  3. Sohn: Friedrich II. – Herzog von Schwaben
    • (genannt: Der Einäugige) Sohn Konrad III. – Herzog von Franken
    • 1138 Krönung zum König
  4. Sohn: Friedrich III., der als
    • Friedrich I. Barbarossa (1122 – 1190) in die Geschichte einging.
    • zweiter König und erster Kaiser aus dem Hause der Hohenstaufen
    • 1152 Krönung zum König (nach dem Tod seines Onkels Konrad III.
    • 1155 Krönung zum Kaiser in Rom
  5. Sohn: Heinrich VI (1165 – 1197)
    • 1169 Krönung zum deutschen König
    • 1186 Krönung zum römischen König
    • 1191 Krönung zum Kaiser
  6. Sohn: Friedrich II. (1194 – 1250)
    • 1196 Krönung zum deutschen König
    • 1198 Krönung zum König von Sizilien
    • 1220 Krönung zum Kaiser

Die politisch-wirtschaftliche Situation des 11. bis 13. Jahrhundert im damaligen römisch – deutschen Reich war gekennzeichnet durch die Kämpfe zwischen der Zentralgewalt (König bzw. Kaiser) und den Partikulargewalten (Fürsten und Papst).

Der Papst war das Oberhaupt der christlichen Kirche und residierte in Rom. Um ihn herum erstreckte sich sein weltliches Herrschaftsgebiet, der Kirchenstaat. Bis ins das 11. Jahrhundert waren die Päpste von den Kaisern des römisch – deutschen Reiches abhängig, die häufig ihre Gefolgsleute als Bischöfe einsetzten. Im 11. Jahrhundert erstarkte in Westeuropa eine Kirchenreform – Bewegung, deren Ziel es war, die Kirche und das Papsttum aus der weltlichen Bevormundung zu lösen. Die Päpste wollten die Bischöfe selbst auswählen und über die Könige und Fürsten herrschen. Um diese Investitur der Bischöfe, entbrannte bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts ein jahrzehntelanger Kampf, der Investiturstreit. Sein Ergebnis war, daß der Einfluß der Könige auf die Bischöfe zurückging.

Von Anfang an trat Kaiser Friedrich I. Barbarossa allen päpstlichen Eingriffen in die Angelegenheiten des Reiches mit großer Festigkeit entgegen. Er versuchte, die oberitalienischen, lombardischen Städte, die in den Kämpfen des Investiturstreites selbständig geworden waren, wieder zu unterwerfen. So zog er zu Felde gegen Mailand, welches alle kaiserlichen Befehle verachtete und durch seine Gewalttätigkeit viele Klagen veranlaßt hatte. 1158 war Mailand überwältigt, und unter dem Eindruck dieses Sieges erkannte man dem Kaiser die Einsetzung aller Obrigkeiten als sein Recht zu. Doch Mailand wehrte sich, und andere Städte schlossen sich dem wiederausbrechenden Aufstand an. 1162 wurde Mailand nach langer Belagerung bezwungen. Nach einem glänzenden und siegreichen Feldzug gegen Rom verlor Friedrich I. 1167 sein Heer durch die Pest. Mit letzter Anstrengung versuchte er jedoch 1176 nochmals, die lombardischen Städte zu unterwerfen, doch das kaiserliche Ritterheer erlitt bei Legnano eine Niederlage. Damit mußte sich Kaiser Friedrich I. mit einer lockeren Anerkennung seiner Oberherrschaft begnügen und auf das Recht verzichten, als Kaiser über das Papsttum zu entscheiden. Mit den lombardischen Städten wurde in Venedig ein Waffenstillstand geschlossen und nach dessen Ablauf 1183 der Frieden zu Konstanz. Infolgedessen kam Friedrich I. 1184 ohne Heer nach Italien und erfuhr freudige Aufnahme. 1186 wurde sein Sohn, Heinrich VI., in Mailand zum König gekrönt.

Im Jahre 1189 begab sich Friedrich I. mit einem Heer von 100.000 Mann auf den dritten Kreuzzug ins Heilige Land. Dabei fand er 1190 im Fluß Saleph in Kleinasien den Tod.

Friedrich I. hatte die hohe Idee vom Kaisertum, die er durch seine Regierung zu verwirklichen strebte. Seine Bemühungen um eine starke Zentralgewalt im früheren deutschen Reich bedeutete einen ständigen Kampf gegen die Fürsten.

In jener Zeit errichtete man verstärkt Burgen und Pfalzen, die dem Kaiser als Stützpunkte im Kampf gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Fürsten dienten. Diesbezüglich wurde die günstige Lage des Kyffhäusergebirges frühzeitig erkannt. So entstand bereits in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts am Fuße des Kyffhäusers die Pfalz Tilleda. Pfalzen bildeten im Mittelalter die wirtschaftliche und politische Grundlage der zentralen Königsmacht. Auf dem nordöst-lichen, leicht zu verteidigenden Bergsporn des Kyffhäusers wurde eigens für die Pfalz Tilleda eine Schutz- und Fluchtburg (später Reichsburg Kyffhausen genannt) errichtet. Überlieferungen über diese Burg setzten erst 1118 ein, und zwar mit ihrer Zerstörung. Ihr Wiederaufbau begann in der Mitte des 12. Jahrhunderts in der Regierungszeit Friedrichs I. Barbarossa. Es erfolgte der vollständige Ausbau der dreiteiligen gewaltigen Burganlage (608 m x 60 m) zur damals größten und stärksten mittelalterlichen Burg Deutschlands. Man nimmt an, daß Barbarossa in der mächtigen Reichsburg Kyffhausen verweilte. Dagegen ist sein Aufenthalt in der Pfalz Tilleda im Jahre 1174 urkundlich nachgewiesen.

1189 brach Friedrich I. zum dritten Kreuzzug ins Heilige Land auf, von dem er nicht zurück-kehrte. Er ertrank 1190 im Fluß Saleph in Kleinasien.

Kaiser Friedrich II., der Enkel Barbarossas, lebte von 1194 bis 1250. Der 1220 in Rom ge-krönte Kaiser hielt sich hauptsächlich in Italien auf. Das führte zur Festigung der Macht der Fürsten. Mit seinem Tod im Jahre 1250 brach das staufische Reich endgültig zusammen, und die Reichsgewalt verlor ihren Einfluß. Die feudale Zersplitterung begann und damit die Stärkung der Territorialgewalten.

Die Menschen im damaligen deutsch – römischen Reich wollten die Kunde vom Tod Friedrich II. jedoch nicht glauben. In den nachfolgenden Wirren um die Herrschaft im süditalienischen Königreich und um den deutschen Kaisertitel wurde die Legende geboren, Friedrich II. sei gar nicht gestorben, sondern lebe in geheimnisvoller Weise weiter, werde dereinst wiederkehren und das Reich in neuer Größe aufrichten. Besonders im einfachen, geplagten Volke breitete sich mit dem Zerfall des deutschen Reiches der Wunsch aus, der Kaiser möge wiederkommen und die alte Ordnung wiederherstellen. So entstand im 13. Jahrhundert die Sage vom wiederkehrenden Kaiser, die die Sehnsucht und Hoffnung des Volkes nach einem friedlichen, geeinten deutschen Reich, nach sozialer Gerechtigkeit und einer starken Zentralgewalt widerspiegelt.

Die Chronik des Eisenacher Stadtschreibers Johann Rothe aus dem Jahre 1421 bezeugt ausdrücklich, daß sich die Sage mit dem Kyffhäuser zu verknüpfen begann. Nicht von ungefähr lokalisierte sie sich gerade dort, wo einstmals ein Zentrum der feudalen Königsgewalt gewesen ist. Die Sage bezog sich zunächst auf Friedrich II. Sie wurde mit Beginn des 16. Jahrhunderts auf Friedrich I. übertragen. Seitdem wird eindeutig Barbarossa mit der Sage in Verbindung gebracht. Man sprach schließlich nur noch von der „Barbarossasage“.

Viele Dichter und Schriftsteller schmückten in den folgenden Jahrhunderten die Sage mit ihren Phantasien aus und trugen dazu bei, daß die Legende im Volk wach blieb. Das wohl bekannteste Gedicht schrieb Friedrich Rückert 1817: „Der alte Barbarossa“…

Der Kyffhäuser

Das Kyffhäuserdenkmal

Majestätisch und weithin sichtbar erhebt sich das Kyffhäuserdenkmal auf dem 457 m hohen Kyffhäuserburgberg, der zweithöchsten Erhebung des Kyffhäusergebirges und kündet vom einstigen Ruhm der alten Kaiser, die auf Kyffhausen Geschichte schrieben.

Es wurde im nordöstlichen Teil des Gebirges auf einem schmalen, fast ringsum steil abfallenden Bergsporn errichtet, auf dem sich einst die mächtige Reichsburg Kyffhausen befand, eine der größten und stärksten deutschen Burganlagen des Mittelalters. Besonders von Osten her betrachtet, hinterläßt der Kyffhäuserburgberg mit seinem Denkmal und den Ruinen einen machtvollen Eindruck, da man den Zusammenhang mit dem übrigen Gebirge nicht wahrnimmt und der Meinung ist, einen einzelnstehenden, mächtigen Bergkegel vor sich zu sehen.

Der Begriff Kyffhäuser

Im Volksmund wird seit langem sowohl das gesamte Gebirge als auch der Burgberg mit den Ruinen der Reichsburg Kyffhausen und dem Kyffhäuserdenkmal als Kyffhäuser bezeichnet. Vergegenwärtigen wir uns den Begriff Kyffhäuser etwas näher, kommen wir zu verschiedenen Erklärungen seines Ursprungs. Unterschiedliche Schreibweisen erschweren eine exakte Deutung. Im Laufe der Jahrhunderte treten solche Formen auf wie Cuf(f)ese, Cophese, Kufese, Kuf(f)hus(s)en, Kuffhese, Kiefhäuser, Kyf(f)husen, Kiffhäuser u.ä.. Huse könnte das Grundwort sein für eine Baulichkeit, also ein Haus. In Kufhuse u.ä. Wendungen ist aber auch die Wurzel des niederdeutschen Kuppe, Kopf enthalten. Danach ließe sich der Kyffhäuser als Haus auf der Kuppe eines Berges deuten.

Ein Vergleich mit dem althochdeutschen Cuppha = Kopfbedeckung läßt die Deutungsweise Hutträger (Wolkenhutträger) oder Hutberg zu. Dafür spricht eine noch heute bekannte Wetterregel.

Der Namensteil Kiff (Kyff) kann auch von Keifen = Streit, kriegerischer Streit abgeleitet werden, denn die Burg diente tatsächlich als Streithaus kriegerischen Zwecken.

Die ehemalige Reichsburg Kyffhausen

Die günstige Lage des leicht zu verteidigenden Burgberges mit den drei steilen Abhängen wurde früh erkannt. Urgeschichtliches Fundmaterial weist auf eine früheisenzeitliche Siedlung seit 800 v. Chr. hin.

Im 10. Jahrhundert gehörte das Kyffhäusergebiet zum Krongut des deutschen Königs Heinrich I. (919-936), dem Begründer des Deutschen Reiches. Zur Festigung seiner Kronmacht und für die Aufenthalte in seinem Königreich errichtete er Pfalzen und Burgen. Am Fuße des Kyffhäusergebirges entstand in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts die Pfalz Tilleda. Für sie wurde auf dem schwer zugänglichen nordöstlichen Bergsporn des Kyffhäusers eine Schutz- und Fluchtburg errichtet. Historische Vergleiche und die Zweckbestimmung der Anlage lassen den Schluß zu, daß die erste Burg in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts in der Regierungszeit Heinrichs IV. (1056-1106) entstanden sein dürfte. Urkundliche Überlieferungen über die Kyffhäuserburg setzten erst 1118 mit der Eroberung und Zerstörung der Burg im Verlaufe der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen König Heinrich V. und sächsisch-thüringisch Feudalherren unter Führung Lothars von Supplinburg ein. Der Wiederaufbau der bis auf die Grundmauern zerstörten Burg begann sehr schnell. In der Regierungszeit des Kaisers Friedrich I. Barbarossa (1152 bis 1190) erfolgte sowohl der vollständige Wiederaufbau als auch die Erweiterung der Burg zu einer der ausgedehntesten deutschen Burganlagen im Hochmittelalter. Die Einteilung der gewaltigen 608 m langen und 60 m breiten romanischen Höhenburg in Ober-, Mittel- und Unterburg ist heute noch zu erkennen. Die Interessen der königlichen Macht wurden von Reichsministerialen wahrgenommen, denen die Aufsicht und Verwaltung der Reichsburg oblag. In alten Überlieferungen ist von mehreren Burggrafen zu lesen. Der Tod Friedrich II. im Jahre 1250 leitete den Zusammenbruch des Stauferreiches und damit den schnell fortschreitenden Niedergang der Zentralgewalt ein. Gleichzeitig erstarkten die Territorialgewalten, so daß die Burg Kyffhausen im 14. Jahrhundert zum Spielball territorialer Machtkämpfe wurde. Sie verlor nach nur hundertjähriger Blütezeit zunehmend an Bedeutung und wechselte mehrmals den Besitzer. Nach vorübergehender Nutzung durch die Grafen von Rothenburg – Beichlingen ging die Burg im Jahre 1407 an die Grafen von Schwarzburg – Rudolstadt über. Zu dieser Zeit war die Burg schon halb verfallen und man sprach vom wüsten Schloß Kyffhusen. Der weitere Zerfall der Anlage konnte nicht mehr aufgehalten werden, die einst mächtige Reichsburg Kyffhausen verfiel bis zum Ende des 16. Jahrhunderts vollends zur Ruine.

Die Ruinen der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen

Die drei Kyffhäuserburgen strahlten weithin Glanz, Anspruch und Würde mittelalterlicher Kaiser- und Fürstenmacht aus. Die Burgruine ist durch ihr ehrwürdiges Alter und die einstige Größe, durch ihre Bedeutung in Sage und Geschichte eine der hervorragendsten Anlagen, nicht allein in Thüringen, sondern in ganz Deutschland.

Dank umfangreicher Ausgrabungen auf dem Gelände der Ruinen der Kyffhäuserburgen kann den heutigen Besuchern der imposante Eindruck mittelalterlicher Baukunst vermittelt werden.

Die gewaltige romanische Anlage der Reichsburg Kyffhausen war in sich dreigeteilt.

Die Oberburg

Von der Oberburg ist infolge des Denkmalbaues nur etwa ein Drittel der Burganlagen erhalten geblieben. Der untere Teil der Anlage, in dem sich einst die wichtigsten Gebäude der Burg befanden und der zugleich das Zentrum der gesamten Stauferburg war, wurde durch den Bau des Denkmals völlig zerstört. Drei bedeutende Bauteile der Mittelalterlichen Burg sind aber heute noch zu besichtigen:

Unmittelbar an das Denkmal schließt sich das Erfurter Tor an , der Zugang zur Oberburg.

Das einfache romanische Kammertor ohne Zugbrücke ist in der ursprünglichen Form erhalten und gehört zu den baugeschichtlichen Kostbarkeiten des Kyffhäusers.

Gegenüber dem Erfurter Tor befindet sich in nördlicher Richtung der 176 m tiefe Burgbrunnen. Er ist der tiefste Brunnen, der je im Mittelalter in den Fels getrieben wurde. Selbst während langer Belagerungszeiten sicherte er die lebenswichtige Wasserversorgung.

In den dreißiger Jahren wurde der Brunnen freigelegt und rekonstruiert und zählt seit je her zu den Besuchermagneten des Kyffhäusers.

Der auf Verteidigung ausgerichtete, relativ kompakt erhaltene, westliche Teil der Oberburg war letzte Zufluchtsstätte. Auf diesem höchsten Punkt des Burgberges steht die Ruine des Bergfrieds, des sogenannten Barbarossaturmes.

Die erstaunliche Höhe von 30 m dürfte dazu beigetragen haben, den mit Bossenquadern verblendete Wohnturm als Wahrzeichen der Reichsburg zu betrachten. Im Bergfried gab es einen sicheren Schutz. Die Mauerstärke im unteren Teil des fast quadratischen Turmes beträgt 3,50 m . Drei Wohngeschosse mit beachtlichem Wohnkomfort überlagerten das Untergeschoß.

Die Mittelburg

Ein im 17. Und 18. Jahrhundert auf diesem Gelände betriebener Mühlsteinbruch zerstörte die Mittelburgruinen fast vollständig. Übrig blieben lediglich Reste der Umfassungsmauer, Teile eines mehrgeschossigen quadratischen Turmes und die Ruine eines Rundturmes.

Die Unterburg

Die Unterburg ist der wohl älteste Teil der Burganlage. Man betritt ihren Innenhof durch ein einfaches Kammertor an der Westseite. Im westlichen Bereich der Anlage fallen als markante Baureste die Ruinen eines stattlichen Wohnbaus, eines rechteckigen Wohnturmes und der Stumpf eines runden Bergfriedes ins Auge. Die Ruinen des östlichen Teils vervollständigen das eindrucksvolle Bild der weiträumigen Anlage. Bis heute gut auszumachen ist die Burgkapelle an der nördlichen Ringmauer.

Die Kapelle aus dem 12. Jh. besteht aus Schiff, eingezogenem Chor und Apsis. Sie wurde 1433 als Wallfahrtskapelle wiederhergestellt und dem Heiligen Kreuz geweiht.

Die Besucher können die mittelalterliche Burgenbaukunst hautnah erleben: Besonders die umlaufenden, grundsätzlich aus Steinen gemauerten und gemörtelten Außenmauern vermitteln noch heute einen geschlossenen Eindruck. Die imposante Ringmauer präsentiert sich in vollem Umfang und abschnittsweise sogar in ihrer ursprünglichen Höhe von 10,65 m .

Barbarossafigur

Am Fuße des Denkmals zwischen der ersten und zweiten Terrasse befindet sich der Felsenhof mit der ca. 6,50 m hohen Steinfigur des erwachenden Barbarossa. Sie wurde nach dem Entwurf des Bildhauers Prof. Nicolaus Geiger aus dem Stein herausgehauen.

Viele hunderte von Jahren schlief Barbarossa im Inneren des Kyffhäuserberges. Nun, nach Erfüllung der Sage, ist sein unterirdisches Schloß aus der Tiefe emporgestiegen. Seine Säulen mit den romanischen Bögen ragen schon ein beachtliches Stück aus dem Erdboden heraus, so daß man in den Burghof hineinschauen kann. Hier liegen noch gewaltige Felsblöcke in wüstem Durcheinander. Etwas erhöht, auf einem Thronsessel, sitzt der alte Barbarossa mit weitem kaiserlichen Mantel, mittelalterlicher Reichskrone und langem wallenden Bart. Wundervoll ist in der riesigen Steingestalt das Erwachen dargestellt.

Die Pfalz Tilleda

Pfalzen oder Königshöfe

Pfalzen oder Königshöfe waren vom 10. bis zum 12. Jahrhundert die politische und wirtschaftliche Grundlage der zentralen Königsmacht. Von hier aus vollzogen die deutschen Könige die Amtsgeschäfte ihrer Regierungstätigkeit. Die Pfalzen lagen im ganzen Reich verteilt und wurden von Zeit zu Zeit vom König und seinem Gefolge zum Wohnsitz gewählt. Waren die Vorräte verbraucht, zog der Hofstaat zur nächsten Pfalz. Diese wechselnde Anwesenheit des Königs in allen Landesteilen sicherte die in seiner Person verkörperte Zentralgewalt des Reiches und festigte die Verbindung zu den die königliche Macht stützenden Stammesherzögen. Die mit der jeweiligen Pfalz verbundenen reichseigenen oder hauseigenen königlichen Tafelgüter sorgten für den Unterhalt des königlichen Hofes. Die Landwirtschaft und Handwerk betreibenden Pfalzen waren somit auch der wirtschaftliche Träger der Reichsgewalt.

Die Pfalzen waren burgartig bewehrte Siedlungen mit Kirche, Palas, Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, einem Friedhof und einer Mühle. Man kann sie als erste Anfänge von Frühstädten betrachten. Mit den Sakral- und Profanbauten entwickelte sich in dieser Zeit eine ausdrucksstarke Baukunst.

In Abwesenheit des Königs wurden die Pfalzen von einem Beauftragten und später von Ministerialen verwaltet.

Pfalz Tilleda

Am Fuße des Kyffhäusers entstand wahrscheinlich bereits in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts die Pfalz Tilleda. Urkundlich wird sie das erste Mal im Jahre 972 erwähnt.

Aus den Jahren 972 bis 1042 sind noch sieben von Königen in Tilleda unterschriebenen Urkunden erhalten. Belegt ist außerdem, daß Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1147 in der Pfalz weilte. In den Jahren 1147 bis 1239 wurde die Pfalz Tilleda von den Reichsministerialen von Kyffhausen betreut. Seit dem 13. Jahrhundert verlor sie jedoch ihre politische Bedeutung. Die Gebäude der Pfalz wurden aufgegeben, zerfielen und gerieten in Vergessenheit.

Erst im Jahre 1871 entdeckte der Heimatforscher Karl Meyer die Lage der Pfalz auf dem Pfingstberg wieder. Seit 1935 laufen zu Forschungszwecken Ausgrabungen, so daß die Pfalzanlage weitgehend rekonstruiert wurde.

Die Pfalz bestand aus einer kleineren Hauptburg und einer geräumigen Vorburg. Die Hauptburg diente als Sitz des Herrschers und seines engeren Gefolges, die ausgedehnte Vorburg dagegen war die Stätte für die übrige Bevölkerung. Das Innere der Hauptburg (Pfalzkirche mit königlichem Wohnteil, Festhalle und Wohngebäude) wurde im Westen von drei hintereinanderliegenden Wällen und Gräben begrenzt. Bei den Häusern der Vorburg handelte es sich um kleine Wohnhäuser und größere Werkstätten- und Speicherhäuser.

In den 80er Jahren begann man die Ausgrabungsstätte der ehemalige Pfalz als Schauanlage mit Wach- und Wohnhäuser und anderen Objekten auszubauen. Den Besuchern kann so das mittelalterliche Leben in einer Pfalz nähergebracht werden.

Kaiser Friedrich der Rotbart im Kyffhäuser

Kaiser Friedrich I. Barbarossa

Kaiser Friedrich der Rotbart unternahm einen Kreuzzug in das heilige Land, es den Türken zu entreißen, von dannen er dann nicht wieder heimkehrte.

Und bald darauf entstund im Volk mancherlei Gerücht und Sage, daß er nicht, wie doch die Kunde war, gestorben sei, sondern noch lebe und wiederkommen werde zu seiner Zeit. So wurde gesagt, er sei in einen Berg verzückt und gebannt, und nennen manche den Untersberg bei Salzburg, andere einen Felsen bei Kaiserslautern, darin der Kaiser verzaubert sitzen soll; am meisten aber wird der Kyffhäuser als solcher Berg genannt. Da hinein soll er sich selbst verflucht haben mit seiner Tochter und allem Hofgesinde bis zur Zeit seiner Wiederkehr. Da sitzt er nun im Bergesschoß, umgeben von seinen Wappnern, in einer glänzenden Halle an einem güldenen Tisch und trägt auf dem Haupte eine alte, güldene Krone.

Des Kaisers roter Bart ist durch den Tisch gewachsen und reicht zweimal schon um den Tisch herum. Wenn er aber zum dritten Male herum reicht, dann wird der Kaiser herauskommen, das Reich wieder behaupten, das Regiment bessern und das gelobte Land mit dem heiligen Grabe dem Türken abgewinnen. Dann wird er seinen Schild hängen an den dürren Ast eines uralten Birnbaumes, der auf dem Rathsfeld steht; und eine große Schlacht wird dann geschlagen werden, der Baum aber wird, wie in alten Zeiten, wieder fröhlich grünen und blühen.

Auch schläft der Kaiser nicht, sondern er nickt und zwinkert mit den Augen, wie im Halbschlummer. Und alle hundert Jahre sendet er einen Zwerg hinauf, zu schauen, ob die Raben noch um die alte Burgwarte von Kyffhausen fliegen. Wenn der nun wiederkommt und aussagt, daß sie noch fliegen, so wird der alte Kaiser trauriger denn zuvorund nickt und schlummert leise fort; und so haben ihn schon manche gesehen. – Also kündet die Sage aus vergangenen Tagen.

Nun aber pranget auf des Berges Höhe das Ruhmesdenkmal deutscher Einigkeit. Auferstanden war das Deutsche Reich zu neuer Herrlichkeit und Macht. Die Raben, so hieß es, flogen nimmer um den Berg; Kaiser Rotbart war erlöst, und Kaiser Weißbart hält hoch zu Roß über dem Sagentraum einer minder glücklichen Vergangenheit. Auch der alte, dürre Birnbaum auf dem Rathsfelde mochte nun wieder fröhlich grünen und blühen.

Ist solche schöne Wirklichkeit nicht wieder ein sagenhafter Traum geworden? Schläft Kaiser Rotbart nicht wieder im dunklen Bergesinnern? Und flügeln nicht, wie in vergangenen Tagen, die schwarzen Vögel wieder krächzend um des Kyffhäusers weithin schauenden Gipfel?

Aus Thüringens Sagenschatz Arthur Ritter-Heimbach, 4. Bd.